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Arbeitsklima in deutschen Unternehmen

PresseAnzeiger: Ihrer Aussage nach sind mehr als 50% aller deutschen Arbeitnehmer mit dem Arbeitsklima in Unternehmen unzufrieden. Können Sie sagen ob diese Einstellung in den letzten Jahren zugenommen hat?

Jobvoting: Zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit werden bereits seit etlichen Jahren Untersuchungen in deutschen Unternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse fielen dabei - je nach Wahl der Messinstrumente - stets relativ unterschiedlich aus, jedoch blieb das Kernergebnis in der Mehrzahl aller Studien dasselbe: die deutschen Arbeitnehmer sind weitgehend unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz. Dennoch ist auf Grund der sehr eingeschränkten Vergleichbarkeit der Studien nur schwer zu ermitteln, ob es eine Trendentwicklung gibt. Meine Erfahrungen und Beobachtungen deuten allerdings darauf hin, dass der Grad der Mitarbeiterzufriedenheit seit Jahren auf einem durchaus steigerungsfähigen Niveau stagniert. Hier ist dringend ein Entgegensteuern von Seiten der Unternehmen und auch der Politik geboten.

PresseAnzeiger: Kann man eine Aussage treffen, ob eher Mitarbeiter in kleineren oder größeren Unternehmen unzufrieden sind?

Jobvoting: Da größere Unternehmen zum einen die Wichtigkeit der Mitarbeiterzufriedenheit erkannt haben und zum anderen über die nötigen Mittel und Ressourcen verfügen, um diese signifikant zu steigern, ist in der Regel anzunehmen, dass die Zufriedenheit in Großunternehmen höher als im Mittelstand ist. Viele mittelständische Betriebe zeigen deutliche Defizite z.B. bei der Bekämpfung von Mobbingfällen und konzentrieren sich lediglich auf die kurzfristige Steigerung ihrer Finanzkennzahlen. Allerdings ist die Zufriedenheit von wesentlich mehr Faktoren abhängig, weshalb eine Pauschalaussage hier nur schwer getroffen werden kann. So gibt es natürlich auch Fälle die zeigen, dass es in mittelständischen Unternehmen durchaus „familiär“ zugehen kann.

PresseAnzeiger: Mobbing ist derzeit wieder ein großes Thema - aber durchaus kein neues. Hat sich in diesem Bereich etwas gebessert?

Jobvoting: Es existieren einige Zahlen, nach denen etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen sind. Insofern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten bedauerlicherweise nicht viel zum Besseren gewendet. Positiv ist allerdings anzumerken, dass das Thema mittlerweile viel offener in der Gesellschaft diskutiert und in der Forschung behandelt wird. Der Forschung ist es auch zu verdanken, dass bereits vielfältige Lösungsansätze existieren, wie Mobbing am Arbeitsplatz aktiv bekämpft werden kann. Gerade im deutschen Mittelstand fehlt allerdings teilweise immer noch das nötige Bewusstsein, um aktiv gegen Mobbing vorzugehen.

PresseAnzeiger: Ein gutes Betriebsklima ist für den Einzelnen Mitarbeiter sozusagen die Basis für erfolgreiche Mitarbeit. Was kann der Einzelne aktiv tun?

Jobvoting: Jeder Einzelne muss sich zunächst erst einmal bewusst werden, wie wichtig ihm ein intaktes Arbeitsklima am Arbeitsplatz ist. Hat er dies langfristig verinnerlicht, kann er tagtäglich dazu beitragen. Dies beinhaltet u.a. die Anpassung an die Unternehmensphilosophie und eine umfassende Kommunikation mit den Kollegen. Indirekt kann auch über eine gute Leistung zum Betriebsklima beigetragen werden, denn so beweist man sich als Teamplayer. Darüber hinaus ist es natürlich ebenso stets eine Kunst, richtig mit dem Vorgesetzten umzugehen. Je nachdem, welchen Typ der Vorgesetzte verkörpert, muss unterschiedlich mit ihm umgegangen werden.

PresseAnzeiger: Haben Sie das Gefühl, dass Vorgesetzte und Unternehmer dem Betriebsklima angemessene Aufmerksamkeit widmen?

Jobvoting: Es rückt mit der Zeit auf jeden Fall immer mehr in das Bewusstsein der Unternehmer. Allerdings bedauerlicherweise auch erst seit dem Zeitpunkt, als die Forschung die durch Mitarbeiterunzufriedenheit und Mobbing entstehenden langfristigen Kosten aufdeckte. Mittlerweile existieren insbesondere in Großunternehmen Instrumente und Verantwortliche, die einzig und allein damit beschäftigt sind, um das Betriebsklima zu verbessern. Insbesondere Mittelständler, die sich z.B. während ihres Studiums nicht mit dieser Thematik beschäftigt haben, müssen dafür noch ein viel stärkeres Bewusstsein entwickeln.

PresseAnzeiger: In kleinen Firmen sind Strukturen meist sehr überschaubar, was können mittelständiche Unternehmen tun um das Betriebsklima zu steigern?

Jobvoting: Das ist das Interessante. Obwohl in mittelständischen Unternehmen noch auf sehr unkomplizierte Weise auf die Verbesserung des Betriebsklimas hingearbeitet werden könnte, wird es dort bedauerlicherweise oftmals vernachlässigt. Zeit und Geld werden ausschließlich dafür verwendet, um kurzfristige Finanzerfolge zu erzielen. Dabei wäre gerade bei dieser Unternehmensgröße noch der beste Ansatzpunkt, um die richtigen Weichen für eine aussichtsreiche Zukunft zu stellen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Geld ist zur Steigerung des Betriebsklimas weniger vonnöten, allerdings sollte der Unternehmer sich die Zeit dafür nehmen. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, Respekt und Anerkennung sind die wichtigsten Einflussfaktoren. Ein freundliches Auftreten ist von dem Arbeitgeber genauso zu erwarten, wie von seinen Mitarbeitern.

PresseAnzeiger: Glauben Sie das der derzeitige Konjunkturaufschwung in Deutschland die Einstellung der Mitarbeiter positiv beeinflußt?

Jobvoting: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits erzeugt der derzeitige Wirtschaftsaufschwung unter den Arbeitnehmern ein Gefühl der Sicherheit, wenn es um ihren Arbeitsplatz geht. Kaum etwas ist mehr Gift für ein gesundes Betriebsklima, als die Sorge um den Arbeitsplatz. Allerdings deutet seit Jahren vieles darauf hin, dass wirtschaftlich prosperierende Zeiten am Arbeitnehmer spurlos vorübergehen. Während in Skandinavien und Irland die Löhne in den vergangenen Jahren um durchschnittlich knapp 20% stiegen, sanken sie in Deutschland leicht. Sollten also lediglich die Manager und Kapitalgeber vom Aufschwung profitieren, kann sich das sehr negativ auf die Zufriedenheit der Arbeitnehmer auswirken, nachdem sie in der Vergangenheit so viele Einbußen hinnehmen mussten. An dieser Stelle sind neben den Unternehmern, ebenso die Politiker gefragt.


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